Eine wahre Geschichte zum dritten Adventswochenende Bestimmt erinnert Ihr Euch an Vica!

In dem ungarischen Tierheim, aus welchem wir immer mal wieder Hunde übernehmen, welche in Ungarn keine Chance auf Vermittlung haben, hatte Madeleine schon länger eine hübsche, scheue Hündin gesehen. Seit Wochen sass Vica dort einfach in ihrer Hütte und wagte sich praktisch gar nicht heraus. Ende September war es dann endlich soweit, bei uns auf dem Hof war ein Platz frei geworden und Vica durfte zu uns kommen.

Vica zog zusammen mit ihrem Kumpel «Hendrik» ein und wagte bei uns immerhin von Anfang an, das Gehege zu erkunden. Damit hatte es sich dann aber auch schon so ziemlich. Anfassen liess sich Vica zwar, geniessen konnte sie das aber noch nicht, sie wich zurück, verzog sich wieder in eine Ecke. Natürlich kamen bei Vica, wie bei ganz vielen unserer Hunde, von Anfang an auch Bachblüten zum Einsatz. Vica machte Mini-Schritte. Wirklich Mini… Die ersten Versuche des Leinentrainings waren schwierig. Madeleine, Claudia, Tibor und verschiedene Leute, die auf dem Hof zu Besuch waren, bemühten sich um Vica. Allmählich klappte das Laufen an der Leine etwas besser, aber wirklich grosse Fortschritte machte Vica leider nicht. Madeleine hatte das Gefühl, dass Vica mehr Nähe zum Menschen bräuchte, um überhaupt auftauen zu können. Noch mehr Nähe, als wir ihr auf unserem Hof geben konnten.

Deshalb waren wir auch enorm dankbar, als unsere liebe und erfahrene Pflegestelle Leslie sich bereit erklärte, Vica Anfangs November zu sich zu nehmen. Und so durfte Vica dann in die Schweiz reisen. Als sie auf der Pflegestelle ankam erkundete Vica gleich die Wohnung, was wir schon sehr positiv fanden. In Leslies Familie, mit ihrer Tochter und ihrem eigenen Hund Monty, fühlte sich Vica bald wohl. Allerdings vor allem in der Wohnung, draussen fand sie fast alles immer noch sehr «gefährlich» und angsteinflössend. Dies hatte auch zur Folge, dass es ihr sehr schwer fiel, sich draussen zu lösen. Und da Leslie leider keinen Garten hat, war dies wirklich nicht einfach.

Und dann sahen Judith und Lucas das Inserat von Vica. Die beiden hatten schon während vielen Jahren eine Hündin in ihrem Leben gehabt, die anfangs ebenfalls sehr scheu gewesen war. Judith und Lucas besuchten Vica und für sie war eigentlich sofort klar, dass sie bei ihnen einziehen dürfte. Nach positiver Vorkontrolle war das dann auch für uns klar und so zog Vica – neu Winnie – am 17. November in ihr wunderbares Fürimmer-Zuhause.

Es ist für uns unglaublich herzerwärmend von Judith zu hören und daran teilhaben zu dürfen, wie Winnie immer mehr ihr fröhliches Wesen zeigen und leben kann. Es berührt uns sehr, wie Judith und Lucas Winnie Zeit geben sich zu entwickeln und Schritte in ihrem Tempo zu machen. Nach den ersten Tagen hat uns Judith geschrieben:

«Wir hatten ein richtig gutes Wochenende! Es war ideal, dass gerade an diesem Wochenende meine Neffen/Nichte zu Besuch waren. Winnie fühlte sich mit ihnen richtig wohl, liess sich den Bauch streicheln, spielte mit ihnen…Und auch zu uns fasst sie immer mehr Vertrauen. Heute Morgen ist selber zu mir gekommen und hat den Kopf auf meine Beine gelegt… Wir gehen viel nach draussen, so dass sie sich immer mehr an all die Geräusche gewöhnt und sicherer wird. Heute hatten wir einen super Spaziergang, wo sie nie extrem ängstlich war… Wir versuchen, dass sie möglichst viele solcher positiven Erfahrungen macht…»

Nach einer Woche: «Die erste Woche mit Winnie ging wie im Flug vorbei und wir lieben sie heiss und innig! Sie macht gute Fortschritte und ist extrem clever! Spazieren geht manchmal richtig gut (gestern Abend hat sie ihren ersten Freund kennengelernt mit dem sie freudig spielt und auch heute richtig gut auf den Spaziergang mit ihm mitgekommen ist) und manchmal müssen wir aber auch schnell wieder umkehren (wenn etwas anders ist, sie irgendetwas hört oder in der Ferne sieht oder?…). Die Hühner hat sich durch den Zaun auch schon kennengelernt. Aber das Gegackert, wenn sie mich begrüssen findet sie nicht so toll. Seit Mittwoch macht sie ihr grosses Geschäft nun immer draussen und ist schon fast stubenrein. Meine Nichte findet sie richtig toll und sie ist jetzt auch oft bei uns und wird unsere Dogsitterin! Mit ihr fühlt sich Winnie pudelwohl! Wir freuen uns auf all die Abenteuer, die wir mit Winnie noch erleben werden! Danke, dass sie bei uns sein darf! Wir freuen uns riesig!“

Und jetzt, nach rund einem Monat: «Wir haben sehr viel Freude mit Winnie und lieben sie sehr! Winnie liebt es Draussen zu sein und die Spaziergänge klappen jetzt immer super! Auch an Jogger und Velofahrer hat sie sich gewöhnt! Im Haus ist sie total verspielt und anhänglich. Nur bei Besuch verschwindet sie immer ins Zimmer und kommt erst wieder heraus, wenn alle wieder gegangen sind… Fremde Leute sind ihr noch nicht geheuer. Seit fast einer Woche ist sie aber jetzt stubenrein! Diese Woche waren wir das erste Mal in einer Hundeschule und haben einfach aus Distanz alles mitverfolgt. Am Schluss hat Winnie sogar ein Leckerli aus der Hand der Leiterin gegessen. Wir werden jetzt einfach solange Zuschauer sein, bis Winnie selber dabei sein möchte und sich an all die anderen Hunde (welche oft bellen und quitschen) gewöhnt hat. In der Zwischenzeit üben wir ein paar Dinge Zuhause… Winnie ist wirklich ein ganz toller Hund! Ich freue mich jeden Tag, dass wir sie haben! Ihr habt es super gemacht; Gstälti anziehen war nie ein Problem Dank euch! Das hat uns fest geholfen. Jetzt wenn wir ihr das Gstältli zeigen freut sie sich sehr, weil es dann nach draussen geht.»

Wie heisst es immer so schön… Einen einzelnen Hund zu retten verändert sicher nicht die Welt, aber zu sehen, wie sich die Welt eines Hundes wie Vica – Winnie innerhalb weniger Monate verändert hat, das ist doch schon ein ziemlich guter Grund, Tierschutzarbeit zu machen! Finden wir, jedenfalls! Und auch berührend zu sehen, wie viele Menschen, jeder auf seine Art, dazu beigetragen haben und beitragen, dass Winnie nun ein glückliches Leben führen darf.